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Alles geht seinen Gang. 🤸

MorgenRitual. Alles geht seinen Gang. Ganz gleich, was um uns herum passiert. Gleich morgens: Wecker. Duschen. Kaffeemaschine und Toastbrot. Die Zeitung wartet bereits vor der Tür. Draußen. Der Hund wartet bereits hinter der Tür. Drinnen.

Alles ist genau abgestimmt. Wir wissen wie es läuft. Fast meditativ strömen wir mit dem Klingeln des Weckers in den neuen Tag.

Jeder neue Tag beginnt in unserem eigenen Rhythmus. Der Rhythmus, den wir im Zuge unserer alltäglichen Routinen ritualisiert haben.

Es ist unser morgendliches Ritual. Es gibt uns Halt.

Heimat.

Usere Rituale sind nicht zu unterschätzen. Ganz gleich wie klein oder groß, wie jung oder alt wir uns fühlen. Wir alle brauchen unsere Gewohnheiten. Sie geben uns Halt und Geborgenheit. Und so strukturieren wir unsere Umwelt und erhalten das Gefühl, mehr Kontrolle zu haben.


Allem voran in unruhigen Zeiten oder anstrengenden Situationen.

Rituale bedeuten Heimat.


So wie unser Teddy auf dem Kopfkissen, Papas Gutenacht-Geschichte vor dem Einschlafen – und die vielen, liebevollen Gewohnheiten, die sich von selbst entwickeln oder die wir irgendwie nach unserer Bedürfnislage entwickelt haben.


„Unsere Rituale tragen immer eine Art Alltagskleid" – sagt Meike Watzlawik.

Dabei ist der Übergang von einer festen Gewohnheit zu einem Ritual oft fließend. Auch heben Rituale etwas Gemeinschaft stiftendes und stärken somit das Wir-Gefühl.


Ist unsere Heimat also dort, wo unsere gemeinsamen Rituale übereinstimmen?

Gemeinschaft.

Zumindest erleichtern Rituale unser Zusammenleben. Und sie gestalten unsere Handlungen und Emotionen, die sich nur schwer in Worte fassen lassen.


Unsere Gesellschaft ohne gewisse Rituale?

Herzlich willkommen im Chaos.


Nehmen wir allein das Beispiel Weihnachten. Die Vorboten kündigen sich bereits in den Supermärkten an. Ab

September füllen sich die Regale der Supermärkte: Lebkuchen, Dominosteinen, Spekulatius und Stollen.


Ok … wir brauchen da schon etwas länger. 😊

Doch wer kennt schon eine Familie, die innerhalb der Weihnachtszeit keine Rituale pflegt?


Die gesamte Advents- und Weihnachtszeit ist ein Ausdruck der Gemeinschaft.

Und erfüllende Vorfreude beginnt weit vor dem ersten „Türchen öffnen“.

Dieser zarte Schauer, der unsere gespannte Aufgeregtheit zunehmend steigert, endet noch lange nicht beim Bäumchen schmücken.


Ohhjaaa - wir genießen das wohlig Kribbeln der Weihnachtszeit. Selbst wenn in der einen oder anderen

Familie die religiöse Bedeutung dieses Festes nicht im Vordergrund steht.


Rituale lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Gemeinsamkeiten. Sie zeigen uns, dass wir nicht allein sind.

Wir fühlen. Wir sind Teil einer Familie, einer Klasse, einer Gemeinde, einer Region.


Und dieses wunderbare, Geborgenheit gebende Gefühl unserer Gemeinschaft spüren wir besonders bei

unseren gemeinschaftlichen Essen und gemeinschaftlichen Feiern.

Soziale Magie.


Und so formen wir unsere kulturelle Identität,

Indem wir Bedeutungen und Werte gleich zuordnen. Als DNA unserer Kultur.


Doch es muss kein Weihnachtsfest sein. Unsere Rituale finden sich im Großen und im Kleinen.

Es ist die alljährliche Geburtstagstorte mit dem rituellen Kerzenauspusten. Es ist die Freitag-Abend Pizza und der Tatort am Sonntag. Es sind die Übergangsrituale, wie Konfirmation oder Abiturfeier. Der Promotionsakt macht aus dem Studenten einen Doktor und die Hochzeit aus zwei einsamen Seelen ein Paar. Alle großen und kleinen Rituale geben uns ein einfaches und dennoch wichtiges Sicherheitsnetz. Wandel und Veränderungen lassen sich um ein Vielfaches einfacher ertragen. Und sie erleichtern den Wechsel von einem Lebensabschnitt in den Nächsten.


Rituale sind performativ: Sie bewirken tatsächlich genau das, was sie darstellen. Dadurch verändern sie unsere soziale Wirklichkeit. Doch zugleich schreiben sie auch unsere gesellschaftliche Ordnung fest. Der französische Soziologe Paul Bourdieu spricht von „sozialer Magie“.


7 Jahre Rituale. Auch wir können und wollen uns der Magie der Rituale nicht entziehen. Genau heute. Heute vor 7 Jahren – am 15. Oktober 2015 - haben wir unsere Türen zum ersten Mal auf dem Römerberg geöffnet.

Siehe Bild oben :-)


In den vergangenen 2.555 Tagen haben wir eine Vielzahl kleiner und großer Rituale entwickelt. Rituale, die uns in herausfordernden Zeiten unglaublich geholfen haben. Rituale, die uns jedes Jahr in unseren Anstrengungen und Handeln bestätigt und geleitet haben.

Und dann bemerken wir - mindestens genauso so spannend - die vielen kleinen Rituale unserer treuen Gäste. Die jeden Sonntag auf ihrem Lieblingsteller ihre Johannisbeer-Baiser einfordern. Die jeden Samstag und Sonntag zwillingsbrüderlich gemeinsam bei Cappuccino und Apfelmandel-Tarte, zeitungslesend, die weiteren eintretenden Gäste begutachten und entsprechend kommentieren. Die originalen Frankfurter Schwestern, die mit ihren gemeinsamen über 180 Jahren ... immer und immer wieder ... zu ihrem Kuchen nach „een Fanda da“– „naa dieses Lilla Gedrääänk, was hab ich doch heute wieder einen grooßen dorscht“ - fragen. Auch wenn wir bis heute noch „keen Fanda da“ verkauft haben.


Und nicht zu vergessen, die wunderbare Familie, deren Vater morgens vor der Kirche, vor unserem eigentlichen öffnen, immer seinen ersten Kaffee trinkt, und die uns an einem herrlichen Sommernachmittag zum Rouladen essen in ihren Garten eingeladen hat. Und unser Prediger und Schwarzwälder-Kirsch-Fanatiker Bernd, der mit seiner Frau am Wochenende viele Gedanken und seine Feuilletons mit mir teilt.

Unsere kleine Welt.


Und dann sind dann noch die treuen, immer wieder uns besuchenden Besucher aus Kuwait, die uns Feigen und Feines aus der Heimat mitbringen, unsere "Crazy Nurse" Ann aus San Francisco, die uns aus allen Ecken der Welt selbstgemalte Briefe und Postkarten sendet und nun in Deutschland eine fröhliche Familie gegründet hat.


Unglaubliche Verbindungen sind entstanden und halten bis heute.

China, Singapur, Indien, Taiwan, Sydney, New York, Santa Monica, Brasilien, Irland, Mexico, … die uns zum Teil regelmäßig Grüße auf Postkarten, in Briefen oder via eMail senden. Und die immer und immer wieder bei Ihrer Reise nach Deutschland unser kleines Konditorei-Café besuchen, oder uns von Freunden, Verwandten oder Kollegen grüßen lassen, die uns unbedingt besuchen sollen.


Wir sind stolz und überrascht zugleich. Weil wir das Gefühl erhalten, zu einem kleinen Bestandteil, einer kleinen Konstante ihres Lebens, ihrer Rituale, ihrer Heimat zu werden.


Herzlichst und mit großer Dankbarkeit.

Für die vielen intensiven Erlebnisse der vergangenen Jahre. Und für alles was noch kommen wird.


ConditCouture 😊

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