als bayerischer Nationalrausch ist das Münchner Oktoberfest ein unantastbares Kulturgut. Einschließlich sämtlicher Exzesse.
Doch dieses Jahr müssen wir auf dieses Kulturgut verzichten. Eine sehr schmerzliche Erfahrung. Doch tatsächlich nicht zum ersten Mal.
Seit 1810 ist das Oktoberfest 24-mal ausgefallen. Oder es gab eben ein Ersatzfest. Die Gründe? Abwechslungsreich: Krieg, Cholera, Inflation.
1813 Krieg gegen Napoleon 1854 Cholera. Allein in München sterben 3000 Menschen. 1866 Krieg gegen Preußen. Obwohl am 23. August Frieden geschlossen wird, fällt das Oktoberfest aus. 1870 Krieg gegen Frankreich 1873 Cholera-Epidemie 1914 – 1918 Erster Weltkrieg 1919 Kleineres Herbstfest 1920 Kleineres Herbstfest 1923 Inflation 1924 Inflation 1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg 1946 Ersatz-Herbstfest 1947 Herbstfest 1948 Herbstfest
Doch nach dem Bombenattentat am 26. September 1980 wird die Wiesn nicht abgesagt. Das Oktoberfest ist lediglich für einen Tag geschlossen. Diese Entscheidung, die vor allem aus wirtschaftlichen Gründen getroffen wird, sorgt für viel Kritik.
Übrigens, die Anschläge vom 11. September 2001 in New York führen zu keiner Absage des Oktoberfestes.
Tatsächlich gibt es wohl kaum einen anderen Anlass, der die Welt so friedlich zu vereinen scheint, wie wir Menschen uns das wünschen.
Na klar. Auch auf der Wies´n gibt es die eine oder andere kleine und größere Schlägerei. Doch gemessen an den versammelten Nationen-Massen bleibt es dennoch ein insgesamt erstaunlich friedliches Fest.
Wenngleich es aus kulinarischer Sicht einer Kriegserklärung gleichkommt.
Bereits Simplicius Simplicisimus beobachtete: „das die Gäste die aufgetragenen Speisen fraßen wie die Säue, dann soffen wie die Kühe, sich dabei benahmen wie die Esel und schließlich kotzten wie die Gerberhunde“.
Ein wenig lindernd wirkt Differenzierung: Zwischen alkoholisierter Geselligkeit, kollektiver Enthemmung und individueller Alkoholsucht.
Und ausgeprägtes Fokussieren: Denn wir haben vor wenigen Tagen beschlossen, die kulinarischen Facetten dieser bayerischen Hochkultur in diesem Jahr ganz besonders zu würdigen.
Und deshalb werden unsere Bäcker am 19. und 20. September in der Bahnstraße 10 "Ausgezogene" backen.
Ausgezogene - sind ein in Bayerisch-Schwaben, Altbayern, Franken, Österreich, Südtirol und Thüringen weit verbreitetes Schmalzgebäck.
Und wieso „Ausgezogene“? Ein andere Bezeichnung ist: Knieküchle weil angeblich die fränkischen Bäckerinnen den Teig über dem Knie so auszogen, dass er in der Mitte so dünn ist, dass man einen Liebesbrief durch sie hindurch lesen kann. Daher auch der Spruch: „Willst scheyne Schüssalasküchla baggn, brauchst braade Knie“ (Willst Du schöne Schüssel-Küchle backen, so brauchst Du breite Knie). Entsprechend sind weitere Bezeichnungen Schüssalasküchle und, mild ironisch auf die breiten Knie anspielend, katholische Küchle.
Also an diesem Wochenende - genau jetzt: am 19. und 20. September.
Freuen wir uns auf ein gemeinsames, liebevolles und einfach schönes Kulinarisches Oktoberfest.
Also auf und mit Euch!! Bei uns in der Bahnstraße 10 in Langen und natürlich ebenfalls in der Taunusstraße 12 in Egelsbach.
O´Zapft is.
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